Wenn deine Handschrift eher wie das Gekrakel eines Arztes aussieht und du damit garantiert jede Glückwunschkarte verunstaltest, wird es Zeit, etwas Neues zu lernen. Kalligrafie ist keine einfache Kunst, aber dank Design- und Illustrations-Apps wie Procreate ist sie jetzt für ein breiteres Publikum zugänglich.
Viele professionelle Kalligrafen haben sogar schon angefangen, ihre klassischen Stifte und Pinsel gegen ein iPad Pro mit einem Apple Pencil und diese vielseitige Kunst-App einzutauschen.
Das renommierte Kalligrafen-Duo von Honey Darko arbeitet schon seit über einem Jahr mit Procreate. Wir haben sie bei einem „Today at Apple“-Event im Apple Store getroffen, bei dem es darum ging, einige der professionellen Verbesserungen von Procreate vorzustellen.
Grundlagen lernen und perfektionieren
„Kalligrafie erfordert vor allem eine Menge Übung“, sagt Sandra Ergin, die eine Hälfte von Honey Darko. „Eine dünne Linie wird von unten nach oben erzeugt. Dabei berührst du die Schreibfläche nur ganz leicht mit dem Stift. Bei einer dicken Linie drückst du kräftiger auf und bekommst einen entsprechend stärkeren Strich. Je langsamer du den Stift führst, desto sauberer sind in der Regel deine Linien. Das ist nicht wie Schreiben, eher wie das Zeichnen von Formen. Und du brauchst bloß acht Formen für das gesamte Alphabet.“
So bekommst du eine ruhige Hand
Übung macht den Meister, aber auch die cleveren digitalen Tools in dieser beliebten Künstler-App produzieren kleine Meisterwerke. „In Procreate gibt es die Streamline-Funktion (in den Einstellungen für die Pinselspitze). Damit wirst du die ganzen verwackelten Linien los, die du frei Hand zeichnest“, erzählt uns Funda Tazedal, die andere Hälfte von Honey Darko.
„Mit dem klassischen Pinsel geht das logischerweise nicht, da müsstest du jahrelang üben. Und selbst wenn man ein paar Jahre Erfahrung hat wie wir, macht das einen echten Unterschied.“
Digitale Gitterlinien
Wenn du mit einer ganz natürlichen Bewegung Buchstaben erstellen willst, brauchst du eine solide Arbeitsgrundlage. „Hier sind die Guide Sheets eine große Hilfe. Das sind Vorlagen, die du laden, in Procreate importieren und quasi abpausen kannst. Das hilft wirklich enorm“, meint Ergin. „Du kannst auch erst mal mit einer geraden Linie üben, die du in Procreate erstellst. Am einfachsten geht das mit unserem kostenlos ladbaren Gitternetz-Pinsel, mit dem du Hilfslinien ziehen kannst. Dann kannst du diese Ebene sperren und eine neue Ebene erstellen, auf der du dann schreibst. Am Ende entfernst du die Ebene mit den Hilfslinien einfach wieder.
Aktionen widerrufen, aber nie löschen
Fehler passieren, das lässt sich nun mal nicht vermeiden. Aber in Procreate sind Fehler halb so schlimm, und man kann sogar eine Menge daraus lernen. „Wenn dir ein Fehler unterläuft, widerruft ein Tap mit zwei Fingern die betreffende Aktion. Ein Tap mit drei Fingern holt das Objekt wieder zurück auf die Arbeitsfläche“, erläutert Ergin. „Wenn dir mitten in einer komplexen Schreibaktion ein Fehler passiert, tippst du einfach, und der Fehler ist wieder weg. Bei herkömmlichen Programmen hättest du wieder ganz von vorne anfangen müssen.“
„Beim Üben mit der App solltest du nie etwas löschen. Selbst wenn du glaubst, dass du nicht vorankommst: Wenn du nach ein paar Wochen deine ersten Versuche betrachtest, wirst du sehen, welche Fortschritte du gemacht hast.“
Bring mehr Tiefe in deine Arbeit
Procreate eignet sich nicht nur für die moderne Kalligrafie, sondern verfügt auch über zahlreiche Menüoptionen zur Verfeinerung deiner normalen Handschrift.
„Wenn du etwas gezeichnet oder geschrieben hast, kannst du die Ebene duplizieren und damit einen Schattenwurf erzeugen“, sagt Ergin. „Diese neue Schattenebene muss sich natürlich unter der Buchstabenebene befinden, damit du sie auswählen und neu positionieren kannst. Anschließend kannst du die Größe ändern und die Ebene beliebig verschieben, um die Position deiner imaginären Lichtquelle für den Schattenwurf zu ändern. Für den letzten Schliff verwendest du dann noch den Gaußschen Weichzeichner aus dem Menü mit den Anpassungsoptionen. Einfacher geht’s kaum.“
Procreate ist zum Download für das iPad verfügbar.
Für das iPhone gibt es Procreate Pocket.