HINTER DEN KULISSEN

Ein Garten erblüht

Die verborgenen Geschichten von Evergarden.

Evergarden

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Eine Mutter hatte einmal ein riesiges Poster in ihrem Wohnzimmer hängen. Es war das Poster zu einem Rennspiel, entwickelt von ihren Söhnen Forest und Aaron San Filippo.

Sie hatte mit Videospielen nichts am Hut. Aber sie hängte das Poster stolz in ihre Wohnung und erzählte mit Begeisterung davon, wie toll das Spiel war.

„Es war das erste Spiel, das mein Bruder und ich entwickelten, nachdem wir unsere Jobs gekündigt hatten. Ein wildes Rennspiel, und absolut nichts für unsere Mutter, aber sie war hin und weg. Das inspirierte uns. Wir wollten ein Spiel entwickeln, das Leute wie unsere Mutter anspricht, die sonst eher nicht spielen.“

Die wohltuende, mystische Stimmung von Evergarden beruhigt den Geist.

Aus diesem Gedanken entstand Evergarden. Inspiriert vom grünen Daumen ihrer Mutter, die sich liebevoll ihrem kleinen Garten widmete, entwickelten die San Filippo-Brüder ein Spiel, in dessen Zentrum ein Garten steht.

Das Spiel birgt eine Geschichte, die erst später offenbar wird. Doch je mehr Zeit du mit Evergarden verbringst, desto schöner blüht dieser Garten auf. Die Liebe der Brüder zu ihrer Mutter und ihre Erinnerungen umranken das gesamte Spiel. Hier verrät Forest ein paar der verborgenen Geschichten, die der Garten bereithält.

Forest, links, und Aaron, rechts, leiten gemeinsam Flippfly, ein Indie-Game-Studio in Wisconsin. Die Brüder schufen Evergarden in Erinnerung an ihre Mutter und ihrer Liebe zum Gärtnern.

Die Spielentwicklung dauerte länger als gewöhnlich. Gab es dafür Gründe?
Der Gedanke war schon lange da, aber die Entwicklung wurde mehrmals ausgebremst. Bei unserer Mutter wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Sie verstarb 2015. Danach beschlossen wir, Evergarden zu ihrem Andenken zu entwickeln.

Warum ein Spiel zum Thema Gärtnern?
Als ich klein war, kümmerte sich meine Mutter mit Leidenschaft um unseren Garten. Wir waren fünf Geschwister, und alle halfen mit. Damals war das nur eine Pflicht, doch heute haben wir jeder selbst einen Garten und pflegen ihn gerne. Diese Leidenschaft hat sie uns vererbt. Gärtnern ist eine Investition: Vor der Ernte steht ein langer Prozess, der Geduld braucht. Wahrscheinlich ist es deshalb so entspannend.

In Evergarden wird nur wenig erläutert. Erklärt sich das Spiel in seinem Verlauf von selbst?
Wir haben die Anleitung auf drei Wörter am Spielbeginn reduziert. Die Frage nach mehr Instruktion stand zwar im Raum, aber für viele war es ein Triumph, die Regeln selbst herauszufinden und versteckte Hinweise zu entdecken. Je grösser die Herausforderung, desto tiefer das Erfolgsgefühl, und dieses wollten wir unseren Spielern verschaffen.

Was genau ist das für ein Tier, das einen durch das Spiel begleitet?
Wir haben uns nie öffentlich dazu geäussert, was die Leute sehr neugierig machte. Wir haben uns von einem Wüstenfuchs mit seinen grossen Ohren inspirieren lassen, ihm aber Hörner gegeben und ihn so in ein Fabelwesen verwandelt.

Flippfly verfolgt die Philosophie, gewaltfreie Spiele zu entwickeln. Kannst du uns dazu etwas sagen?
Es gibt schon genug gewalttätige und provokative Spiele. Wir möchten friedliche Spiele schaffen, die Kinder und Erwachsene geniessen können. Meine siebenjährige Tochter spielt jetzt schon begeistert Evergarden.

Verrätst du uns eine Regel, die die meisten Spieler nicht kennen?
Wenn man genügend Blumen miteinander verschmilzt, entsteht ein Monolith. Drei solcher Monolithen, die zueinander zeigen, ergeben einen noch grösseren Gesteinsbrocken. Wenn ein Hase zwischen zwei Monolithen hindurchläuft, bekommt er Flügel, dasselbe gilt für Gürteltiere.

Spielt eure Mutter im Hintergrund der Geschichte eine Rolle?
Ja, wir wollten das auch im Hintergrund halten. Manche Spieler merken es sehr schnell, während es an anderen komplett vorbeigeht. Gegen Spielende sieht der Garten aus, als wäre er in einem Terrarium angelegt.

Die San Filippo-Brüder möchten mit ihrem Spiel eine transzendentale Erfahrung schaffen.

Was bedeutet das alles? Bekommen wir ein paar Hinweise?
Klar. Die Welt von Evergarden befindet sich tatsächlich in einem Terrarium. Im Spiel verstaut der Protagonist die Habseligkeiten seiner Mutter, nachdem diese gestorben ist, und findet dabei das Terrarium. Deshalb ist die Spielperspektive auch so, wie sie ist – als würde man von oben in ein Terrarium blicken.

An dieser Stelle im Spiel erkennt man, dass früher die Mutter die Hüterin des Gartens war und nun die Spieler diese Aufgabe wahrnehmen. Diese Erfahrung haben wir Brüder auch gemacht, während wir ihre Sachen verstauten. Wir haben sie dabei besser kennengelernt und wollten diesen Aspekt auf das Spiel übertragen.

Eine Sache noch: In der Szene, in der den Spielern die Verantwortung für den Garten übertragen wird, sieht man ein Grab. Das ist eine Hommage an unsere geliebte Mutter, die wir auf der Westseite eines Hügels zur Ruhe gebettet haben und der dem Hügel im Spiel ziemlich genau entspricht.