ENTWICKLER:INNEN KENNENLERNEN

Stardew Valley: Spiel um Haus und Hof

Der Indie-Entwickler Eric Barone spricht über Inspiration, Motivation & die Zukunft.

Stardew Valley

Erstellt von ConcernedApe LLC

Anzeigen

Stardew Valley hat die Herzen der Spieler und Kritiker im Sturm erobert – dabei wäre das Spiel fast im Keim erstickt.

„Ich gebe zu, dass mich während der Entwicklung von Stardew Valley starke Zweifel plagten“, sagt Spielemacher Eric Barone. „Mit diesem Erfolg hätte ich niemals gerechnet.“

Mit seinen Zweifeln lag er falsch, was man ihm aber nicht verdenken kann. Schließlich tüftelte Barone viereinhalb Jahre lang ganz allein an seinem Traumspiel.

Das Ergebnis ist eine vielschichtige und dennoch leicht zugängliche Simulation des Landlebens. Die Spieler entfliehen der Stadt, um einen alten Bauernhof auf Vordermann zu bringen, indem sie Feldfrüchte anbauen, Materialien ein- und Waren verkaufen. Das ist allerdings erst der Anfang. Stardew Valley blüht im Laufe der Zeit mehr und mehr auf: Jede Beziehung, jeder Handlungsstrang und jedes Rätsel in dieser idyllischen Welt ist bis ins kleinste Pixel durchdacht. Je länger das Spiel andauert, umso mehr gibt es zu entdecken.

Eric Barones selbst auferlegter Perfektionismus hätte das Projekt beinahe zu Fall gebracht. Wir sprachen mit dem passionierten Entwickler darüber, wie es ihm gelungen ist, sein Selbstvertrauen zu stärken und seine Motivation zu bewahren, und welche Pläne er für die Zukunft hat.

Die Welt in Barones Videospiel erinnert an seine Heimat im Nordwesten Amerikas.

Was inspirierte dich zur Entwicklung von Stardew Valley?
Ich habe seit jeher eine Idealvorstellung von einem erfüllten Leben: eine Kleinstadt, in der sich alle kennen. Du kennst deine Nachbarn und hast einen festen Platz und eine Aufgabe in der Gemeinschaft. Stardew Valley ist meine Vision von einem schönen Leben.

Das Spiel steckt voll spannender Aufgaben. Man kann Bäume pflanzen, Fische fangen, heiraten und vieles mehr. Wie hast du entschieden, welche Optionen du in das Spiel aufnimmst?
Die Frage ist doch, ob ein Anreiz Spaß macht oder eher ärgerlich ist. Als ich zum Beispiel Kochen in das Spiel mit aufnahm, war es mir wichtig, dass jedes gekochte Gericht den gleichen oder einen geringeren Wert hat als die Zutaten, aus denen es besteht. Andernfalls hätte ich einen Anreiz geschaffen, jeden Artikel als Kochzutat zu verwenden. Über diese Dinge muss man sich Gedanken machen, damit das Spiel keine unschönen Anreize erzeugt, welche die Spieler in eine falsche Richtung lenken und ihnen den Spaß verderben.

Stardew Valley quillt über vor Geheimnissen und Überraschungen.

Wie sah der Entwicklungsprozess aus?
Es sollte eigentlich ein nettes, kleines Projekt werden. Ich wollte das Spiel gar nicht verkaufen. Mir ging es nur um die Übung. Ich wollte meine Programmierkenntnisse verbessern, um später einen guten Job in der Industrie zu ergattern. Und dann habe ich viereinhalb Jahre lang nichts anderes gespielt und war schließlich völlig ausgebrannt, was das Spiel anging.

Wie hast du dir deine Motivation bewahrt?
Viele Wege führen zum Ziel, nicht nur harte Arbeit. Wenn du deine Ziele erreichen willst, ist die richtige innere Einstellung entscheidend. Du musst an dich selbst glauben, um etwas Großes auf die Beine zu stellen. Ich behaupte nicht, dass Glaube allein ausreicht. Es kommt auf verschiedene Dinge an. Aber eines davon ist Selbstvertrauen und Zuversicht, selbst wenn dir dies nicht in der Natur liegt. Ich habe mich praktisch dazu gezwungen, an mich und mein Projekt zu glauben.

Dabei haben mich einige Menschen in meinem Leben sehr unterstützt – meine Eltern, meine Freundin und ein paar enge Freunde. Eine große Hilfe waren auch die Leute, die meine ersten Blogbeiträge zu Beginn der Entwicklung kommentierten. Das hat mich sehr motiviert. Wenn sich Fremde für deine Arbeit interessieren, ist dies in gewisser Weise noch ermutigender.

Barone ließ sich von Harvest Moon inspirieren. „Ich mochte schon immer Spiele, die mir das Gefühl vermitteln, mit ein bisschen Fantasie in eine andere Welt eintauchen zu können.“

Welche anderen Games spielst du momentan?
Ich tendiere momentan mehr zu Action-Titeln oder anderen intensiven Spielen. Ich glaube, ich brauche einen Ausgleich zu dem dauerentspannten, gemütlichen Umfeld von Stardew Valley. Zuletzt habe ich zum Beispiel häufig Dead Cells gespielt, ein ziemlich aufregendes Spiel im Metroidvania-Stil.

Praktisch alle Rogue-like-Spiele, Dead Cells eingeschlossen, haben einen repetitiven Aspekt: Du stirbst und fängst von vorn an. Und jedes Mal bist du ein bisschen stärker als zuvor. Stardew Valley funktioniert ganz ähnlich. Jeder Tag beginnt genau gleich. Auch deine Aufgaben sind sich jedes Mal sehr ähnlich, du wirst jedoch mit jedem Tag ein klein wenig leistungsfähiger oder produktiver. Wiederholung und Fortschritt – das ist der rote Faden, der uns Menschen aus irgendeinem Grund antreibt.

Hinter der einfachen Botschaft von Stardew Valley verbirgt sich eine ziemlich komplexe Simulation.

Was steht für dich als nächstes an?
Irgendetwas zieht mich immer wieder zurück zu Stardew Valley. Ich kann nichts dagegen tun. Ich möchte das Spiel um neue, spannende Bereiche ergänzen, mehr End-Game-Content einfügen und den bestehenden Aspekten des Spiels mehr Tiefe geben.

Ich arbeite außerdem an einem weiteren Spiel, das in der gleichen Welt spielt wie Stardew Valley. Vieles wird den Spielern bekannt vorkommen, aber es wird kein Stardew Valley 2. Der Spielverlauf ist ganz anders. Ich habe bei der Entwicklung von Stardew Valley viel gelernt. Das Gelernte wende ich jetzt auf das neue Spiel an, in der Hoffnung, dass es noch besser wird als sein Vorgänger.

Mehr Storys