TAG DER ERDE

Mit Suchanfragen Bäume pflanzen

Wie das Team hinter Ecosia den Planeten retten will.

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Als Pieter van Midwoud die Stellenausschreibung für einen „Tree Planting Officer“, also einen Aufforstungsexperten, bei einem gemeinwohlorientierten Unternehmen namens Ecosia entdeckte, wusste er, dass er seine wahre Berufung gefunden hatte.

„Es gibt nicht so viele Berufsbezeichnungen, die buchstäblich das beschreiben, was deine Aufgabe ist“, erzählt uns van Midwoud in seiner Wahlheimat Berlin. „Ich dachte, es kann nicht sein, dass es wirklich das ist – oder?“

Doch es war genau das. Und van Midwoud, der seine gesamte Karriere dem Umweltschutz und der Ökologie gewidmet hat, hat die letzten vier Jahre tatsächlich damit verbracht, Bäume zu pflanzen.

Das ist gleichzeitig der letzte Schritt im Businessplan von Ecosia. Doch für die ersten Schritte sind wir alle zuständig!

Wenn du die Suchmaschine von Ecosia verwendest, kommt ein Großteil der Werbeeinnahmen dem Gemeinwohl zugute.

Aufforsten per Suchanfrage

Ecosia ist eine auf Bing von Microsoft basierende Suchmaschine und Safari-Erweiterung mit ökologischem Anspruch. Die Organisation spendet 80 Prozent ihrer Gewinne aus gesponserten Anzeigen und Werbebannern an Umweltprojekte, mit denen auf der ganzen Welt Bäume gepflanzt werden.

Und von solchen Projekten gibt es viele: Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2009 hat Ecosia die Aufforstung in Peru, Brasilien, Ghana, Tansania, Madagaskar, Marokko, im Senegal sowie in mindestens 17 weiteren Ländern unterstützt. In 2020 bemüht sich Ecosia bisher vor allem darum, die von den Waldbränden zerstörten Gebiete Australiens wieder aufzuforsten. Für Frühling und Sommer sind darüber hinaus Projekte in Indien und Tansania geplant.

Christian Kroll, der Gründer von Ecosia, erklärt, dass das Pflanzen von Bäumen eine der effizientesten Möglichkeiten ist, um das CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren – eine Tatsache, die allerdings nicht hinreichend bekannt ist. „Es gibt nicht wirklich eine Marketingabteilung für Bäume“, sagt er.

Es spricht sich zwar herum, allerdings meist aus traurigem Anlass. Als im August 2019 verheerende Brände im Regenwald des brasilianischen Amazonasgebiets wüteten, verzwölffachten sich die Downloads innerhalb eines einzigen Tages. „Viele Menschen haben sich engagiert und wollten in dieser Situation helfen“, so Kroll. Anfang 2020 stellte Ecosia die Einnahmen aus Suchanfragen eines ganzen Tages für Australien bereit, wo sich das Unternehmen auch langfristig für die Wiederaufforstung der betroffenen Gebiete engagiert.

Hannah Wickes, Chief Marketing Officer bei Ecosia, und Szenen aus dem Berliner Büro des Unternehmens.

Gemeinsam sind wir stark

Ecosia gibt an, dass etwa 45 Suchanfragen das Geld für die Pflanzung eines Baumes generieren. Ein Baum scheint natürlich erstmal nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein, doch Kroll erläutert: „Wenn viele Menschen als Gemeinschaft agieren, können sie große Veränderungen bewirken.“

Und die Zahlen geben ihm Recht: Die Organisation ist auf dem besten Weg, Mitte 2020 die Marke von 100 Millionen Bäumen zu überschreiten. Um dieses Ziel auch wirklich umzusetzen, arbeitet Ecosia mit etwa zwei Dutzend Umweltorganisationen zusammen – darunter auch World Vision International, die Wildlife Conservation Foundation und das Jane Goodall Institute.

Und während sich Ecosia hauptsächlich auf den Erhalt und die Neupflanzung der ursprünglichen Baumarten konzentriert, geht es in van Midwouds Job um Aufforstung in einem weitaus breiteren Sinne: „Wir wollen nicht einfach die Setzlinge pflanzen und dann wieder verschwinden“, berichtet er. „Wir fragen uns vielmehr: Wie können wir die Wälder am besten aufforsten? Wie können wir sie widerstandsfähig und nachhaltig machen?“

Das ist der Grund, warum Ecosia von Burkina Faso über Borneo bis Peru überall mit Einheimischen zusammenarbeitet. „An einem guten Tag kann es vorkommen, dass bis zu tausend Einheimische beim Pflanzen der Bäume helfen“, so van Midwoud. „Es ist also wichtig, dass sie sich verantwortlich fühlen und diejenigen sind, die sagen: ‚Ja, wir wollen das!‘“

Ende 2019 führte dieses Ziel das Aufforstungsteam von Ecosia nach Marokko, das zu den Schwerpunktländern der Organisation gehört. „Wir müssen den Menschen die Chance geben, die Tier- und Pflanzenwelt nicht nur zu schützen, sondern auch Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften“, sagt Kroll.

Tree Planting Officer Pieter van Midwoud bei der Arbeit in Marokko. „Das sind die Projekte, für dich ich lebe“, sagt er.

Eine langfristige Aufgabe

Ecosia hat noch viel vor. Das Unternehmen bezeichnet sich als „zweckgebunden“ und kann deshalb nie verkauft werden. Die Erlöse müssen laut Chief Marketing Officer Hannah Wickes immer der Kernmission der Organisation zugutekommen.

Inzwischen ist das Unternehmen auf Expansionskurs. Ende 2018 wurde ein zweiter Tree Planting Officer eingestellt, und aktuell wird an einem Kartenprojekt gearbeitet, damit die User genau sehen können, wo sich die weltweiten Aufforstungsprojekte befinden.

Vor Kurzem startete Ecosia Reisen – ein Dienst, der umweltfreundliche Hotels und Transportmittel empfiehlt, damit Touristen ihren CO2-Fußabdruck so klein wie möglich halten können. Ecosia plant, ethisch vertretbare, umweltfreundliche Optionen in seinen Suchergebnissen optisch hervorzuheben. „Wir wollen nicht nur eine Suchmaschine sein, die Bäume pflanzt“, unterstreicht Kroll. „Wir wollen eine Suchmaschine sein, die die Menschen dabei unterstützt, umweltbewusstere Entscheidungen zu treffen.“

Gründer Christian Kroll (rechts) und Bilder von Ecosias Baumschule in Marokko und anderen Projekten auf der ganzen Welt.

Gut gerüstet für weiteres Wachstum

Auch wenn 100 Millionen Bäume bereits eine große Leistung sind, ist Krolls langfristiges Ziel noch um einiges ambitionierter.

„Das Problem ist so groß, dass sogar eine Milliarde Bäume nicht genug sind“, meint Kroll. „Eine Billion ist die Dimension, an die wir langfristig denken müssen.“

Doch trotz solch hochfliegender Pläne gibt es für van Midwoud noch etwas viel Wichtigeres: „Irgendwann wirst du durch eine Wüstenlandschaft fahren und plötzlich in ein Gebiet kommen, wo die Menschen 250 Hektar mit einfachsten Werkzeugen von Hand wieder fruchtbar machen“, schwärmt er. „Das sind die Projekte, für dich ich lebe.“