EINMALEINS DER FOTOGRAFIE

Augenblicke festhalten

So machst du bessere Fotos von deinen Kindern.

Jeder Tag, den du mit deinem Nachwuchs verbringst, birgt Momente, die man festhalten möchte. Vielleicht hat dein Kind gerade etwas Neues gelernt, ist in seine Lieblingsbeschäftigung vertieft oder lacht sich über seine eigenen Grimassen schlapp. Neben den offensichtlich fotowürdigen Momenten wie Familienfeste oder schulische Höhepunkte sind diese alltäglichen Augenblicke jeden Schnappschuss wert.

„Ich versuche, meine Kinder in ihrem natürlichen Zustand zu fotografieren, nicht nur an ihren Geburtstagen, sondern auch an gewöhnlichen Tagen“, erklärt der japanische Fotograf Taishi Arashida, Vater von Zwillingen und Autor mehrerer Bücher über Fotografie.

„Wenn man seine Kinder im Alltag fotografiert und sich diese Fotos später anschaut, rufen sie Erinnerungen wach – zum Beispiel daran, wie schön sie immer gespielt haben. Einfach ganz natürlich, ohne ihnen zu sagen, dass sie herschauen sollen“, sagt er.

Neben einer Spiegelreflexkamera verwendet Arashida für Fotos normalerweise sein iPhone und Bearbeitungs-Apps wie Adobe Lightroom – Foto-Editor und Focos. Wir haben ihn um Tipps gebeten, wie wir die natürlichen Ausdrücke und alltäglichen Aktivitäten unserer Kinder am besten einfangen und die Fotos erfolgreich bearbeiten.

Nutze das Morgenlicht

Der Morgen eignet sich hervorragend, um zuhause zu fotografieren. Wenn du Glück hast und die Sonne scheint, fällt viel natürliches Licht in die Zimmer. „Manchmal entstehen so Bilder, die zu keiner anderen Tageszeit möglich sind, da nur morgens die Schatten so interessant fallen“, erklärt Arashida. Das untenstehende Foto ist ein perfektes Beispiel dafür.

„Mit dem Licht-Tab in Lightroom habe ich die Lichter etwas gedämpft und die Schatten verstärkt. Außerdem habe ich die Tonkurve angepasst, damit die Schatten in Grautönen und nicht komplett schwarz erscheinen“, erklärt Arashida.

Mit Lightroom kannst du Bilder zuschneiden und drehen, Farbe und Belichtung justieren und Fotos intuitiv anpassen und bearbeiten. Wenn du ein Foto zum Bearbeiten auswählst und auf den „Licht“-Tab am unteren Bildschirmrand tippst, erscheint ein Menü, mit dem sich Belichtung und Lichter anpassen lassen. Tippe auf die Kurven-Schaltfläche am oberen Menürand, und eine Tonwertkurve wird über das Foto gelegt. Passe die Kurve an und prüfe die Veränderungen in Echtzeit.

„Über den Farbe-Tab lässt sich die Sättigung etwas herabsetzen und so ein natürlicher Look ohne übertriebene Rot- und Orange-Töne erzeugen. Tippe auf Mix, um Farbton und Sättigung der einzelnen Farben anzupassen und beispielsweise den orangenen Farbton und die Sättigung des Grüns etwas nach oben zu regeln.“

„Wenn du zu guter Letzt über den Effekte-Tab etwas Körnung hinzufügst, bekommt das Bild eine leicht raue Textur, als ob es auf Film aufgenommen wurde. Das erzeugt eine gewisse Wärme“, so Arashida.

Betrachte alltägliche Handlungen in neuem Licht

In einem Haus mit Kindern mögen Aktivitäten wie Hausaufgaben oder Zeichnen zum Alltag gehören, doch Arashida ist der Meinung, dass diese Momente das Alter und die Interessen der Kinder besonders deutlich widerspiegeln, und fotografiert seine Jungs daher mit Vorliebe in diesen Situationen.

„In diesem Foto sind die Jungs elf Jahre alt – quasi an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenwerden. Ich bin der Meinung, dass auch andere Körperteile als das Gesicht viel ausdrücken können, daher fotografiere ich oft die Hände oder den Hinterkopf“, erzählt Arashida. „Ihre Schultern werden immer breiter und erinnern mich daran, wie sehr sie gewachsen sind.“

Mit der Focos-App kannst du den Fokus eines im Porträtmodus aufgenommenen Fotos später verändern.

„Es ist interessant, den Fokus auf den Teil des Bildes legen zu können, den man berührt. Bei diesem Foto habe ich die Blende auf den Bereich von f5 bis f16 eingestellt, um im Hintergrund eine gewisse Unschärfe zu erzeugen – als wenn es mit einer Spiegelreflex-Kamera aufgenommen worden wäre.

Die Farbe des Himmels habe ich angepasst, indem ich das in Focos bearbeitete Bild exportiert und in Lightroom importiert habe. Ich habe die Sättigung des blauen Farbtons über die Farbmix-Funktion erhöht und mithilfe der Vorschau angepasst. Wenn man das Blau nach rechts zieht, wird es lila, nach links wird es grüner. Hier habe ich es etwas nach links bewegt, um die grüne Komponente zu verstärken und dem Bild einen frischeren Look zu verleihen“, erklärt Arashida.

Meisterhafte Geburtstagsfotos

Der Geburtstag deines Kindes mit Kuchen und Kerzen ist immer ein Moment, den du festhalten willst. Es ist allerdings schwierig, ein gutes Foto davon zu machen, da es häufig dunkel und verschwommen ausfällt.

„Mach die Lichter aus und verwende die Kerzen als einzige Lichtquelle, denn bei verschiedenen Lichtquellen kommen die Farben nicht richtig zur Geltung. Versuche außerdem, ohne Blitz zu fotografieren“, rät Arashida.

„Hier habe ich den Fokus auf den Kuchen und die beiden Gesichter gelegt und im Porträtmodus fotografiert. Ab einer gewissen Dunkelheit wechselt das iPhone automatisch in den Nachtmodus, und die Kamera passt die Belichtungszeit automatisch zwischen einer und drei Sekunden an. Da sich Kinder aber viel bewegen, finde ich es besser, sie auf etwa eine Sekunde zu stellen, um Unschärfen zu vermeiden“, sagt er.

Arashida empfiehlt außerdem, das iPhone mit beiden Händen zu halten oder die Ellenbogen wie ein Stativ auf den Tisch zu stellen. So verhinderst du, dass deine Fotos verschwimmen.

„In dem Foto oben wäre der Hintergrund normalerweise komplett schwarz, aber ich habe ihn in Lightroom ein wenig aufgehellt, um eine weichere Atmosphäre zu erzeugen. Das warme orangefarbene Licht der Kerzen habe ich über die Farbtemperatur etwas gedämpft. Eine Korrektur in Richtung Grün mäßigt das Rot und lässt das Bild ruhiger wirken“, erklärt Arashida.

Erfreu dich an den kleinen Dingen

Arashidas letzter Rat für Fotos von deinen Kindern ist, dich an den einfachen, gemeinsamen Momenten zu Hause zu erfreuen – denn an sie wirst du später am liebsten zurückdenken.

„Es gibt eine Theorie in der Fotografie, die besagt, dass man sich am besten nicht emotional auf sein Sujet einlässt. Ich denke, das bedeutet, dass man objektiv bleiben sollte, aber ich persönlich bin einfach sehr emotional dabei“, so Arashida.

„Ich bin der Meinung, dass manche Fotos nur aus Liebe zum festgehaltenen Moment entstehen, egal ob man seine Kinder, die Natur oder Stadtlandschaften festhält, also versuche, beim Fotografieren daran zu denken.“